"When I first moved to NY and I was totally broke, sometimes I would buy Vogue instead of dinner. I just felt it fed me more."
- The One and Only Carrie Bradshaw
There's nothing left to say ...
Samstag, 8. Mai 2010
Samstag, 20. Februar 2010
Gayromeo offline: Community im Ausnahmezustand!
Es war ein Freitagabend, das wusste Marcel K. noch. Das genaue Datum hat er allerdings aus seinem Gedächtnis gestrichen, zu schlimm sind die Erinnerungen. „Meine Welt brach um mich zusammen – und ich konnte nichts dagegen tun“, so Marcel, noch heute Tränen in den Augen. Verständlich: Denn an diesem denkwürdigen Freitagabend ging die Dating-Plattform Gayromeo.com für 72 Stunden offline.
Seelische Grausamkeit. Die genauen Hintergründe sind bis heute nicht bekannt. „Aufgrund eines Serverproblems müssen wir auf unbekannte Zeit offline gehen“ war der grausame Text, den Marcel auf seinem Bildschirm sah. Der junge Wiener erinnert sich: „Es war so absolut total ober-schlimm! Meine zuckersüße rosa Welt war bisher so supertoll, aber plötzlich war alles weg. Nicht mal atmen konnte ich mehr!“ Als besonders schrecklich beschreibt Marcel die Ungewissheit, wann die blauen Seiten wieder auftauchen würden. „Es war ja auch möglich, dass Gayromeo tatsächlich gestorben war – also so für immer, mein ich! Wir wussten es einfach nicht!“
Proteste. Mit „Wir“ meint Marcel sich und all die anderen Millionen User, die im „schwulen Meldeamt“, wie Gayromeo auch genannt wird, ihre Existenz eingetragen haben. Suizidfälle in Deutschland und der Schweiz waren bekannt. Weltweit kam es zu organisierten Protestaktionen, man forderte politische Unterstützung. Hörsäle in Unis wurden besetzt, vor dem Parlament in Brüssel wurden verzweifelt Bilder der Mutti verbrannt und lautstark Parolen wie „Erstklassige Plattform statt letztklassiges Leben“ gerufen. Frisöre gingen in den Streik, mehrere Büros blieben geschlossen. „Ein Tag im Büro ohne Gayromeo ist ein verlorener Tag!“, so Stefan S., Vorstand der *GG* (Gayromeo-Gewerkschaft).
Politische Reaktionen. Besonders solidarisierend mit den schwulen Bürgern zeigte sich der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer. Er plädierte an alle Parteien: „Wir haben es hier mit einer ernst zu nehmenden Krise zu tun. Eine Staatsstütze ist zusammengebrochen. Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden.“ Passend greift Fischer auch gleich aktuelle Themen auf: Eine Verpartnerung zwischen Online-Freunden würde ihn „nicht stören“ und fügt weiter hinzu: „Bislang konnte man mir nicht überzeugend erklären, warum es über-durchschnittlich bestückte Männer nur im Netz gibt.“ Ein anderes Problem ortete Außenministerin Maria Fekter: Da sich nun plötzlich alle Schwulen auf der Straße wimmelten, statt zuhause vorm Computer zu hocken, sah sie die Gefahr einer unkontrollierbaren „Einwanderer-Überschwemmung“ und stellte klar: Bevor Gayromeo-ler in der richtigen Welt leben dürfen, müssten sie sich zuerst mal beweisen – und sich vor allem anpassen. „Sätze mit Wörtern wie ‚lol‘, ‚rofl‘ oder ‚BaB‘ sind unangebracht. Genauso wenig duldet es unser Land, wenn sich körperliche Daten ständig ändern!“, betont Fekter. Dann stehe einer Integration nichts mehr im Wege. Ansonsten müsse man eine Abschiebung auf andere Online-Plattformen ernsthaft in Erwägung ziehen. Denn, so die Ministerin: „Traurige Schwulen-Äuglein und gebrochene Handgelenke lassen mich unbeeindruckt.“
Gastronomischer Gewinn. Beeindruckt waren stattdessen die Szene-Lokale im ganzen Land – und zwar über ihre Einnahmen, die sich plötzlich verdoppelten. Denn kaum war das Serverproblem bekannt, füllten sich im Nu Bars, Cafes und Diskotheken. Der Andrang war noch nie so groß, gegenseitiges Mut-Machen brauchte man selten wie in diesen dunklen Stunden. Im „Why Not“ wurde kurzerhand der Eintrittspreis auf 12 Euro erhoben, was dem Besucheransturm aber keinen Abbruch tat. „Kurz nach Mitternacht durften wir keine Gäste mehr hineinlassen“, erinnert sich der Türsteher der Gay-Disco. „Die Tanzfläche war gerammelt voll – es war, als wollte man sich den Kummer von der Seele tanzen. Gleichzeit waren auch viele verängstigt, da man sich nun in Echtzeit unterhalten musste, anstatt einander Messages zu schicken.“
Verlorenes Sexdate. Nach 3 Tagen dann aber die Erlösung: Serverproblem behoben, Gayromeo war wieder online. „Das war wie Weihnachten, Geburtstag und Poppers gemeinsam“, lacht Marcel. Heute ist er wieder glücklich, auch wenn er neben dem seelischen Trauma auch einen praktischen Schaden davongetragen hat: „Gayromeo ging genau dann offline, als ich meinem Sexdate meine Telefonnummer schreiben wollte. Ich überlege, Gayromeo zu verklagen.“
Seelische Grausamkeit. Die genauen Hintergründe sind bis heute nicht bekannt. „Aufgrund eines Serverproblems müssen wir auf unbekannte Zeit offline gehen“ war der grausame Text, den Marcel auf seinem Bildschirm sah. Der junge Wiener erinnert sich: „Es war so absolut total ober-schlimm! Meine zuckersüße rosa Welt war bisher so supertoll, aber plötzlich war alles weg. Nicht mal atmen konnte ich mehr!“ Als besonders schrecklich beschreibt Marcel die Ungewissheit, wann die blauen Seiten wieder auftauchen würden. „Es war ja auch möglich, dass Gayromeo tatsächlich gestorben war – also so für immer, mein ich! Wir wussten es einfach nicht!“
Proteste. Mit „Wir“ meint Marcel sich und all die anderen Millionen User, die im „schwulen Meldeamt“, wie Gayromeo auch genannt wird, ihre Existenz eingetragen haben. Suizidfälle in Deutschland und der Schweiz waren bekannt. Weltweit kam es zu organisierten Protestaktionen, man forderte politische Unterstützung. Hörsäle in Unis wurden besetzt, vor dem Parlament in Brüssel wurden verzweifelt Bilder der Mutti verbrannt und lautstark Parolen wie „Erstklassige Plattform statt letztklassiges Leben“ gerufen. Frisöre gingen in den Streik, mehrere Büros blieben geschlossen. „Ein Tag im Büro ohne Gayromeo ist ein verlorener Tag!“, so Stefan S., Vorstand der *GG* (Gayromeo-Gewerkschaft).
Politische Reaktionen. Besonders solidarisierend mit den schwulen Bürgern zeigte sich der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer. Er plädierte an alle Parteien: „Wir haben es hier mit einer ernst zu nehmenden Krise zu tun. Eine Staatsstütze ist zusammengebrochen. Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden.“ Passend greift Fischer auch gleich aktuelle Themen auf: Eine Verpartnerung zwischen Online-Freunden würde ihn „nicht stören“ und fügt weiter hinzu: „Bislang konnte man mir nicht überzeugend erklären, warum es über-durchschnittlich bestückte Männer nur im Netz gibt.“ Ein anderes Problem ortete Außenministerin Maria Fekter: Da sich nun plötzlich alle Schwulen auf der Straße wimmelten, statt zuhause vorm Computer zu hocken, sah sie die Gefahr einer unkontrollierbaren „Einwanderer-Überschwemmung“ und stellte klar: Bevor Gayromeo-ler in der richtigen Welt leben dürfen, müssten sie sich zuerst mal beweisen – und sich vor allem anpassen. „Sätze mit Wörtern wie ‚lol‘, ‚rofl‘ oder ‚BaB‘ sind unangebracht. Genauso wenig duldet es unser Land, wenn sich körperliche Daten ständig ändern!“, betont Fekter. Dann stehe einer Integration nichts mehr im Wege. Ansonsten müsse man eine Abschiebung auf andere Online-Plattformen ernsthaft in Erwägung ziehen. Denn, so die Ministerin: „Traurige Schwulen-Äuglein und gebrochene Handgelenke lassen mich unbeeindruckt.“
Gastronomischer Gewinn. Beeindruckt waren stattdessen die Szene-Lokale im ganzen Land – und zwar über ihre Einnahmen, die sich plötzlich verdoppelten. Denn kaum war das Serverproblem bekannt, füllten sich im Nu Bars, Cafes und Diskotheken. Der Andrang war noch nie so groß, gegenseitiges Mut-Machen brauchte man selten wie in diesen dunklen Stunden. Im „Why Not“ wurde kurzerhand der Eintrittspreis auf 12 Euro erhoben, was dem Besucheransturm aber keinen Abbruch tat. „Kurz nach Mitternacht durften wir keine Gäste mehr hineinlassen“, erinnert sich der Türsteher der Gay-Disco. „Die Tanzfläche war gerammelt voll – es war, als wollte man sich den Kummer von der Seele tanzen. Gleichzeit waren auch viele verängstigt, da man sich nun in Echtzeit unterhalten musste, anstatt einander Messages zu schicken.“
Verlorenes Sexdate. Nach 3 Tagen dann aber die Erlösung: Serverproblem behoben, Gayromeo war wieder online. „Das war wie Weihnachten, Geburtstag und Poppers gemeinsam“, lacht Marcel. Heute ist er wieder glücklich, auch wenn er neben dem seelischen Trauma auch einen praktischen Schaden davongetragen hat: „Gayromeo ging genau dann offline, als ich meinem Sexdate meine Telefonnummer schreiben wollte. Ich überlege, Gayromeo zu verklagen.“
Dienstag, 15. Dezember 2009
Beobachtet....
... dass unsere Gesellschaft sich bald nicht mehr länger in männlich und weiblich, homo und hetero einteilen lässt:
Ein "harter", saucooler Skater in der U-Bahn zieht ein sanftes Duft-Taschentuch aus der Hosentasche.
Wie hetero sind unsere Heteros eigentlich noch?
Ein "harter", saucooler Skater in der U-Bahn zieht ein sanftes Duft-Taschentuch aus der Hosentasche.
Wie hetero sind unsere Heteros eigentlich noch?
Donnerstag, 15. Januar 2009
Pic of the Day
Britney Spears im Zirkus
Das schönste Geburtstagsgeschenk macht man sich bekanntlich ja selbst. Das hat sich auch Britney Spears gedacht, als sie am 2.Dezember in den USA (bei uns bereits seit 28.11. im Handel) ihr neues und mittlerweile sechstes Studioalbum „Circus“ veröffentlichte. Schnell ist’s gegangen mit dem Nachfolger des Erfolgalbums „Blackout“, welches erst voriges Jahr herauskam. Doch weil dieses Comeback durchaus gelungen ist, die Preise sich häufen (VMA, EMA, Bambi, etc.) und die Marke Britney immer noch bestens funktioniert, wollte man so schnell wie möglich ein weiteres Album auf den Markt bringen, um die langsam, aber sicher erneut einsetzende Britney-Mania anzukurbeln, anzuheizen und aus ihr zu profitieren.
Der Titel und das Cover: Britney als Zirkusdirektorin back to the roots
„Circus“ als Titel der neuen Scheibe wurde gut gewählt. Britney als Direktorin der Popmanege, als Mittelpunkt all des Zirkus um sie herum. Aber auch als Anspielung an die vergangen Jahre, die für Britney in gewissem Sinne wie ein immer verrückter werdender Zirkus waren.
Das Cover verdeutlicht aber, dass damit endgültig abgeschlossen ist. Präsentierte sich Britney auf ihrem vorigen Album noch betont verrucht mit dunkler Mähne und halb ins Gesicht gezogenen Hut, zeigt uns „Circus“ eine süße, vor allem erneut blonde Britney, in einem weißen Märchenkleid gehüllt, fast schon schüchtern lächelnd. Der Gedanke dahinter ist klar: Zurück zum All American Girl, welches Britney zu Beginn ihrer Karriere war. An alte Erfolge anknüpfen. Süß, unschuldig, mädchenhaft. Eine mittlerweile zweifache Mutter mit diversen Scheidungs-, Sorgerechts- und Drogen-Skandalen aber derart penetrant als Girlie zu präsentieren, wirkt unpassend. Bezüglich den Songs auf dem Album aber irgendwie wieder verständlich.
Die Songs: Früher Britney-Pop gemischt mit futuristischem Sound
Was nämlich auffällt: Auch musikalisch nähert man sich wieder Britneys Pop-Zeiten an. Songs wie „Lace and Leather“, „Shatteres Glass“ oder „Unusual You“ erinnern an Spears‘ frühe Alben, nähern sich aber auch (wie das Album im Allgemeinen) an Madonnas „Hard Candy“ an. Und überhaupt scheint ein bisschen was von jedem dabei zu sein: Prince, Gwen Stefani, Justin Timberlake – sie alle scheinen auf die eine oder andere Art für „Circus“ Pate gestanden haben. Wurden auf „Blackout“ noch Seelenstrips verweigert, sind auch diese hier zu finden: In „My Baby“ und „Out From Under“ verarbeitet Britney die Scheidung von Kevin Federline und die schwierige Zeit ohne ihre zwei Söhne. Dies berührt zwar (besonders „Out From Under“ mag die eine oder andere Träne heraufbeschwören), trotzdem mag das Genre der Ballade nicht mehr so richtig zu Britney passen, die sich seit ihrem Album „In The Zone“ (2003) immer mehr zur Disco- und Club-Queen gemausert hat. Zu Britney will man abtanzen, nicht den eigenen Liebeskummer schüren. So sind auch die Electro-Pop-Knaller „Kill the lights“, „Circus“ und natürlich die Lead-Single „Womanizer“ die besten Stücke auf dem Album. Mit den Songs „If U Seek Amy“ und „Mannequin“ schafft es die Sängerin, den Pop-Sound früherer Alben mit dem elektronischen Sound ihrer neuen Scheiben zu verbinden. Auch in „Mmm Papi“ mimt Britney erneut die sexy Lolita. Obwohl sie dies wirklich nicht mehr nötig hätte, klingt dies in neu verpacktem Sound gar nicht mal schlecht.
Fazit
Als gar nicht mal schlecht kann man auch „Circus“ als Gesamtpaket beschreiben. Britney Spears macht ihre Sache gut, im Vergleich zu „Blackout“ klingt das neue Album aber wieder poppiger, was nicht unbedingt von Vorteil ist. Denn Britney ist am besten, wenn sie sich (ähnlich wie Ex-Lover Justin Timberlake)einen futuristischen, elektronischen Sound hingibt, wie ihr dies auch auf „Circus“ zwischendurch gelingt („Kill the Lights“, „Mannequin“, „Womanizer“, „Circus“). Britney Spears hat zwar mit „Circus“ keinen Meilenstein in ihrer Karriere (oder gar der Musikgeschichte) gelegt, ein Knaller für Disco-Abende ist es aber allemal geworden. Und mehr wollen wir von Britney ja auch gar nicht.
Der Titel und das Cover: Britney als Zirkusdirektorin back to the roots
„Circus“ als Titel der neuen Scheibe wurde gut gewählt. Britney als Direktorin der Popmanege, als Mittelpunkt all des Zirkus um sie herum. Aber auch als Anspielung an die vergangen Jahre, die für Britney in gewissem Sinne wie ein immer verrückter werdender Zirkus waren.
Das Cover verdeutlicht aber, dass damit endgültig abgeschlossen ist. Präsentierte sich Britney auf ihrem vorigen Album noch betont verrucht mit dunkler Mähne und halb ins Gesicht gezogenen Hut, zeigt uns „Circus“ eine süße, vor allem erneut blonde Britney, in einem weißen Märchenkleid gehüllt, fast schon schüchtern lächelnd. Der Gedanke dahinter ist klar: Zurück zum All American Girl, welches Britney zu Beginn ihrer Karriere war. An alte Erfolge anknüpfen. Süß, unschuldig, mädchenhaft. Eine mittlerweile zweifache Mutter mit diversen Scheidungs-, Sorgerechts- und Drogen-Skandalen aber derart penetrant als Girlie zu präsentieren, wirkt unpassend. Bezüglich den Songs auf dem Album aber irgendwie wieder verständlich.
Die Songs: Früher Britney-Pop gemischt mit futuristischem Sound
Was nämlich auffällt: Auch musikalisch nähert man sich wieder Britneys Pop-Zeiten an. Songs wie „Lace and Leather“, „Shatteres Glass“ oder „Unusual You“ erinnern an Spears‘ frühe Alben, nähern sich aber auch (wie das Album im Allgemeinen) an Madonnas „Hard Candy“ an. Und überhaupt scheint ein bisschen was von jedem dabei zu sein: Prince, Gwen Stefani, Justin Timberlake – sie alle scheinen auf die eine oder andere Art für „Circus“ Pate gestanden haben. Wurden auf „Blackout“ noch Seelenstrips verweigert, sind auch diese hier zu finden: In „My Baby“ und „Out From Under“ verarbeitet Britney die Scheidung von Kevin Federline und die schwierige Zeit ohne ihre zwei Söhne. Dies berührt zwar (besonders „Out From Under“ mag die eine oder andere Träne heraufbeschwören), trotzdem mag das Genre der Ballade nicht mehr so richtig zu Britney passen, die sich seit ihrem Album „In The Zone“ (2003) immer mehr zur Disco- und Club-Queen gemausert hat. Zu Britney will man abtanzen, nicht den eigenen Liebeskummer schüren. So sind auch die Electro-Pop-Knaller „Kill the lights“, „Circus“ und natürlich die Lead-Single „Womanizer“ die besten Stücke auf dem Album. Mit den Songs „If U Seek Amy“ und „Mannequin“ schafft es die Sängerin, den Pop-Sound früherer Alben mit dem elektronischen Sound ihrer neuen Scheiben zu verbinden. Auch in „Mmm Papi“ mimt Britney erneut die sexy Lolita. Obwohl sie dies wirklich nicht mehr nötig hätte, klingt dies in neu verpacktem Sound gar nicht mal schlecht.
Fazit
Als gar nicht mal schlecht kann man auch „Circus“ als Gesamtpaket beschreiben. Britney Spears macht ihre Sache gut, im Vergleich zu „Blackout“ klingt das neue Album aber wieder poppiger, was nicht unbedingt von Vorteil ist. Denn Britney ist am besten, wenn sie sich (ähnlich wie Ex-Lover Justin Timberlake)einen futuristischen, elektronischen Sound hingibt, wie ihr dies auch auf „Circus“ zwischendurch gelingt („Kill the Lights“, „Mannequin“, „Womanizer“, „Circus“). Britney Spears hat zwar mit „Circus“ keinen Meilenstein in ihrer Karriere (oder gar der Musikgeschichte) gelegt, ein Knaller für Disco-Abende ist es aber allemal geworden. Und mehr wollen wir von Britney ja auch gar nicht.
Burn After Reading: Heißer CIA - Scheiß
Brad Pitt als strohdummer Fitness-Coach? Geroge Clooney als dauergeiler CIA – Agent? Tilda Swinton in einer Hollywood – Produktion? Und das alles auch noch im selben Film? Was das bedeutet, ist klar: Die Coen – Brüder haben wieder zugeschlagen. „Burn After Reading“ heißt ihr neuestes Werk, indem alles, sagen wir mal, etwas anders ist.
Der Inhalt: Eine geheimnisvolle CD sorgt für Wirbel
Aber von Anfang an: CIA – Balkanexperte Osbourne „Ozzie“ Cox (John Malkovich) muss sich mit seiner Suspendierung auseinandersetzen. Grund: Sein zu starker Alkoholkonsum. Daraufhin beginnt er, frustriert und gelangweilt, seine Memoiren zu schreiben. Seine herrische Frau Katie (Tilda Swinton) beschließt, diese auf eine CD zu brennen, um im bevorstehenden Scheidungskrieg (von dem Ozzie allerdings noch nichts weiß) etwas gegen ihn in der Hand zu haben. Aber nicht nur das: Katie hat eine heiße Affäre mit dem (paranoiden) Hausfreund Harry Pfaffer (George Clooney), einem früheren Finanzministerium-Personenschützer, der jedoch auch notorischer Fremdgänger ist und eine Affäre mit Fitness-Coach Linda Litzke (Frances McDormand) beginnt. Die wiederum braucht dringend Geld für ihre Schönheits-OPs, weil sie ihrer Meinung nach dringend rundumerneuert werden muss. Richtig los geht’s aber erst, als Lindas grenzdebiler Kollege Chad Feldheimer (brillant komisch: Brad Pitt) die CD mit Ozzies Memoiren findet. Und die sind seiner Meinung nach „richtig heißer CIA – Scheiß“…
Worum es genau geht, weiß aber keiner so genau.
Gleich zu Beginn: Die Story ist weder Komödie noch Agententhriller, völlig absurd und auch eigentlich völlig belanglos. Zwar braucht die Geschichte etwas, bis sie in die Gänge kommt, aber spätestens mit dem ersten Auftritt Brad Pitts geht es dann Schlag auf Schlag und man wird in eine Geschichte hineingezogen, welche sich an manchen Stellen derart über sich selbst lustig macht, dass es schon wieder anstrengend wird. Worum es geht, weiß eigentlich keiner so genau. Das muss auch der völlig überfordernde (und von J.K. Simmons zum Brüllen komisch dargestellte) CIA – Superior feststellen, wenn er an zwei (und den mit Abstand brillantesten) Szenen im Film gegenüber seinem Kollegen zugeben muss:
„Berichten Sie mir, wenn sie…. etwas tun.“ Und zum Schluss des Filmes:
„Was erzählen Sie mir da?“ – „Keine Ahnung.“ – „OK, dann lassen wir’s dabei.“
Die Memoiren-CD agiert in typischer Hitchcock-Manier als waschechter MacGuffin: Sie initiiert und treibt die Handlung voran, ist im Grunde genommen für die Zuschauer aber völlig unwichtig und sogar austauschbar. Denn es geht nicht um die Story, sondern um die Figuren, welche das Kernstück des Filmes darstellen: Alle brillant überzeichnet, verbindet die orientierungslosen Loser in ihren Mitt-Vierzigern jene Art von Midlife-Crisis, der man augenscheinlich nur noch mit Schönheitswahn, Internet–Dating, verrückten Erpressungsversuchen und Erfindungen der etwas anderen Art zu entkommen vermag. Es sind vor allem die charakterlichen Schwächen, die (typisch Coen-Brüder) zwar grenzenlos überzeichnet sind, die Figuren aber umso mehr sympathisch machen. Dass solch abgedrehte Figuren noch dazu mal nicht von taufrischen Jugend-Stars dargestellt werden, ist herrlich erfrischend.
Die Hauptdarsteller beweisen Selbstironie
Womit wir auch schon bei den Darstellern wären. Die Rollen wurden den Stars buchstäblich auf den Leib geschneidert, denn die Regisseure haben erst nach Zusagen der Darsteller die Rollen geschrieben. Was in diesem Fall nicht immer schmeichelhaft ist: Besonders George Clooney als sexsüchtiger Frauenheld, Tilda Swinton als eisige und herrische Ärztin (die sogar einem verängstigten Kind eine persönliche Fehde androht) und natürlich Brad Pitt als Personifizierung des Blondinenwitzes beweisen gehörigen Mut zur Selbstironie. Nicht zu vergessen John Malkovich in einer für ihn ungewöhnlich verrückten Rolle und natürlich Coen-Muse (und –Ehefrau) Frances McDormand, die herrlich überdreht und völlig planlos von Ereignis zu Ereignis, Dating zu Dating stolpert. Die illustre Starregie agiert mit derart viel Spielfreude, dass der Funke sofort auf den Zuschauer überspringt. Trotzdem bleibt dabei ein fader Nachgeschmack: Zu sehr stehen die Stars im Vordergrund, zu wenig die Figuren selbst. So kommt unwillkürlich die Frage auf: Wäre Chad immer noch so ungemein komisch, würde er von einem No-Name Darsteller dargestellt werden?
Die Coen-Brüder waren schon mal besser
„Burn After Reading“ ist also ein typischer Coen-Film: Dialogwitz, skurrile Figuren, absurde Geschichten. Das Drehbuch zu „Burn After Reading“ ist parallel zu dem von „No Country For Old Men“ entstanden. Im Vergleich zu diesem Oscar-gekrönten und überraschend ernsten Meisterwerk aus dem Jahr 2007 wirkt „Burn After Reading“ beinahe so, als ob sich die Coen-Brüder hier etwas ausruhen wollten: Zu uninspiriert wirken Teile der Story, zu sehr ruhen sich die Regisseure auf ihrem Ruf als schräge Geschichten-Erzähler abseits des Mainstreams aus. Irgendwie hat man alles, was man in „Burn After Reading“ geboten bekommt, in einem anderen Coen-Film auf die eine oder andere Art und Weise schon mal gesehen. Wodurch man auch weiß, dass oft mehr drin gewesen wäre.
Fazit
„Burn After Reading“ ist ein lustiges Filmchen, das Spaß macht, den man aber nicht unbedingt im Kino gesehen haben muss. Zwar sind die Coen-Brüder hier nicht am Höhepunkt ihres kreativen Schaffens angelangt, jedoch ist „Burn After Reading“ alles in allem immer noch ein Coen-Film: Wenn die Kamera am Ende des Filmes in die Vogelperspektive wechselt, hat man das Gefühl, die letzten 95 Minuten in ein Universum gestoßen worden zu sein, indem… nun ja, eben alles ein bisschen anders ist. Und doch schon da gewesen.
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